Allgemeines
Wenn Ansprüche von oder gegenüber Versicherungsnehmern geltend gemacht werden, werden alle Beträge, die ein Unternehmen im Segment Schaden- und Unfallversicherung der Vienna Insurance Group an den Anspruchsteller zahlt oder erwartet, an diesen zahlen zu müssen, als Schäden und die Kosten der Nachforschungen, der Regelung und Verarbeitung dieser Versicherungsfälle als Schadenregulierungskosten (,,SRK‘‘) bezeichnet. Die Vienna Insurance Group hat nach Sparte, Deckungsumfang und Jahr für jedes Unternehmen im Konzern Rückstellungen für die Zahlung von Schäden und SRK aufgrund von Versicherungsfällen im Rahmen der Schaden- und Unfallversicherungspolizzen gebildet.
Schäden und SRK können in zwei Kategorien unterschieden werden: Rückstellungen für bekannte, aber noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle und Rückstellungen für entstandene, aber noch nicht gemeldete Versicherungsfälle (,,IBNR‘‘). Rückstellungen für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle basieren auf Schätzungen zukünftiger Zahlungen, einschließlich der SRK-Aufwendungen dieser Versicherungsfälle. Diese Schätzungen erfolgen auf Basis des Einzelfalls, basierend auf den Tatsachen und Umständen, die erkennbar sind, wenn die Rückstellung gebildet wird. Die Schätzungen spiegeln das fundierte Urteil der Schadenbearbeiter des Konzerns basierend auf allgemeinen Praktiken zur Bildung von Versicherungsrückstellungen und Kenntnis der Natur und des Wertes der jeweiligen Anspruchsart wider. Diese Rückstellungen werden im Rahmen der normalen Abwicklung regelmäßig angepasst und stellen die erwarteten letztendlichen Kosten dar, die notwendig sind, um alle anhängigen, gemeldeten Versicherungsfälle abschließend auszugleichen, wobei Inflation und andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden, die die Höhe der notwendigen Rückstellungen beeinflussen können. Historische Entwicklungen bei den Verteilungsmustern und Schadenzahlungen, das Niveau gemeldeter und noch nicht abgewickelter Versicherungsfälle und die Art des Deckungsumfangs werden dabei berücksichtigt. Darüber hinaus können Gerichtsentscheidungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen die Schätzung der Rückstellungen sowie die letztendliche Anspruchshöhe ebenfalls beeinflussen.
IBNR-Rückstellungen werden gebildet, um die erwarteten Kosten von Schäden auszugleichen, die bereits entstanden sind, den einzelnen Konzerngesellschaften aber noch nicht gemeldet wurden. Diese Rückstellungen, genau wie die Rückstellungen für gemeldete Versicherungsfälle, werden gebildet, um die erwarteten Kosten einschließlich der SRK-Aufwendungen zu begleichen, die notwendig sind, um diese Schäden abschließend zu regeln. Da zum Zeitpunkt der Reservestellung diese Schäden definitionsgemäß noch nicht bekannt sind, ermittelt der Konzern die IBNR-Verbindlichkeiten auf Basis historischer Schadenerfahrungen, angepasst um aktuelle Entwicklungen bei den schadenrelevanten Faktoren. Bei diesen Rückstellungen handelt es sich um Schätzungen, bei denen aktuarielle und statistische Vorhersagen über die erwarteten Kosten der abschließenden Regulierung dieser Versicherungsfälle getroffen werden. Die Analysen basieren auf den zum jeweiligen Zeitpunkt bekannten Tatsachen und Umständen sowie Erwartungen über die Entwicklung schadenhöhebestimmender, rechtlicher und/oder wirtschaftlicher Faktoren, wie der Rechtsprechung, Inflationsrate und Arbeitskosten. Diese Rückstellungen werden regelmäßig überprüft und überarbeitet, sobald zusätzliche Informationen bekannt werden und Versicherungsfälle tatsächlich gemeldet werden. Die Zeit, die notwendig ist, um von diesen Versicherungsfällen zu erfahren und diese zu regulieren, ist ein wichtiger Faktor, der bei der Bildung von Rückstellungen berücksichtigt werden muss. Einfach zu regulierende Versicherungsfälle, wie Sachschäden in der Kraftfahrzeugversicherung, werden innerhalb weniger Tage oder Wochen gemeldet und normalerweise innerhalb eines Jahres abgewickelt.
Kompliziertere Versicherungsfälle, wie z.B. Personenschäden in der Kfz- oder der Allgemeinen Haftpflichtversicherung, benötigen üblicherweise längere Abwicklungszeiten (im Durchschnitt vier bis sechs Jahre, in Einzelfällen deutlich länger). Auch schwierige Versicherungsfälle, deren Regulierung regelmäßig von der Entscheidung oft langwieriger Rechtsstreitigkeiten abhängt, führen insbesondere in den Sparten Haftpflicht-, Unfall-, Bau- & Berufshaftpflichtversicherung zu erheblich längerer Abwicklungsdauer.
Die letztendlichen Kosten der Schäden und SRK hängen von einer Reihe variabler Umstände ab. Im Laufe der Zeit, die zwischen der Meldung eines Anspruchs und der letztendlichen Abrechnung vergeht, kann eine Veränderung der Umstände die Anpassung gebildeter Rückstellungen nach oben oder unten notwendig machen. Zum Beispiel können Veränderungen im rechtlichen Umfeld, der Ausgang von Rechtsstreitigkeiten und Veränderungen bei medizinischen Kosten, Kosten für Materialien zur Auto- und Hausreparatur und Stundensätze eine erhebliche Auswirkung auf die Kosten von Versicherungsfällen haben. Diese Faktoren können dazu führen, dass die tatsächliche Entwicklung von den Erwartungen – unter Umständen erheblich – abweicht. Die Schätzungen von Schadenrückstellungen werden unter Verwendung der neuesten dem Management zur Verfügung stehenden Informationen, regelmäßig überprüft und aktualisiert. Etwaige Veränderungen bei der Schätzung von Rückstellungen spiegeln sich im Betriebsergebnis wider. Die konservative Rückstellungspolitik der Vienna Insurance Group dokumentiert sich diesbezüglich nicht zuletzt darin, dass die Abwicklung der Schadenrückstellung regelmäßig zu Abwicklungsgewinnen geführt hat.
Basierend auf den internen Verfahren des Konzerns ist die Geschäftsleitung aufgrund der ihr derzeit zur Verfügung stehenden Informationen der Ansicht, dass die Rückstellungen des Konzerns im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung angemessen sind. Die Bildung von Schadenrückstellungen ist jedoch von Natur aus ein unsicherer Prozess und dementsprechend kann keine Zusicherung dahingehend abgegeben werden, dass die Schäden letztendlich nicht von den anfänglichen Schätzungen des Konzerns abweichen.
Entwicklung der Brutto-Schadenrückstellung
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Schadenrückstellung der Vienna Insurance Group zum Ende der jeweils angegebenen Jahre. Die Rückstellungen geben die Höhe der erwarteten Schäden aufgrund von Versicherungsfällen wieder, die aus dem laufenden und allen vorherigen Schadenjahren entstehen und die zum Bilanzstichtag noch nicht bezahlt sind, einschließlich der IBNR.
Bei der Bewertung der in dieser Tabelle enthaltenen Informationen ist Vorsicht geboten, da jeder Betrag die Auswirkungen aller Änderungen aus den vorhergehenden Zeiträumen enthält. Die Umstände und Trends, die einen Einfluss auf die Haftung in der Vergangenheit hatten, können sich in Zukunft möglicherweise wieder ereignen und dementsprechend können aus den in dieser Tabelle angegebenen Informationen keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse gezogen werden.