Mag. Dorota Czerwinska-Rybska, Vorstandsmitglied Polisa, Personalleitung Compensa, Polen (Foto)

Mag. Dorota Czerwińska-Rybska, Vorstandsmitglied, Polisa, Leitung Personalmanagement, Compensa, Warschau, Polen

Was wäre anders, gäbe es mehr Frauen in Führungspositionen, Frau Czerwi´nska-Rybska?

Czerwińska-Rybska: Bis vor kurzem wurden Führungspositionen überwiegend von Männern wahrgenommen, dadurch entstand das Klischee, dass Männer die erfolgreicheren Manager sind. Aber diese Behauptung ist heute, im 21. Jahrhundert, zum Glück passé. Und in meinem eigenen Arbeitsalltag als leitende Managerin und Personalverantwortliche spielt die Geschlechterfrage tatsächlich auch keine Rolle mehr. Wenn sich jemand bei mir für eine Managerposition bewirbt, stelle ich mir nach Durchsicht seines Lebenslaufes meist folgende Fragen:

Wie offen wirkt die Person auf mich? Welche fachlichen Kompetenzen und Berufserfahrung kann die Person vorweisen? Wie stark strahlt sie das „Ich will“ aus? Nehme ich ihr die Motivation, unsere Ziele zu erreichen, bei uns zu arbeiten und zu lernen, ab? Wie viel Persönlichkeit bringt die Bewerberin oder der Bewerber mit? Genug, um unserem Team neue Impulse, neue Ideen und einen neuen Spirit geben zu können? Sehen Sie, für mich spielt das Geschlecht dabei wirklich keine Rolle.

„Unternehmen mit einem hohen Anteil an weiblichen Führungskräften sind familienfreundlicher.“

Was ich dagegen schon beobachten konnte, ist, wie sich gemischte Teams im Führungsverhalten positiv verändern und dadurch für alle Beteiligten einen Mehrwert darstellen. Der eher wettbewerbsorientierte, selbstsichere Führungsstil der Manager lässt sich gut mit klassisch weiblichen Assets ergänzen. Empathie, Team-Building oder Kommunikationsstärke sind eher weibliche Management-Charakteristika. Gemeinsam in einem Team führen sie einfach zu einem erweiterten Horizont. Das heißt mehr Problemlösungskompetenz und letztlich eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit.

Wenn ich mir aber nun Unternehmen mit einem hohen Anteil an weiblichen Führungskräften genauer ansehe, und das tue ich natürlich, dann bemerke ich einen wichtigen Unterschied zu jenen mit geringem Anteil an Managerinnen: die Familienfreundlichkeit. Oft sind es nur organisatorische Veränderungen hin zu mehr Flexibilität oder die Organisation von Kinderbetreuung, die sich enorm positiv auf Loyalität und Produktivität auswirken. Das umfasst Männer und Frauen gleichermaßen. Gerade solche Modelle könnten entscheidend sein, wenn es darum geht, „Employer of Choice“ zu sein.