Die Skepsis der internationalen Märkte aufgrund der Staatsschuldenkrise dehnte sich im Laufe des Jahres 2011 auf beinahe ganz Europa aus, davon blieb auch Österreich nicht verschont. Die Ratingagentur Standard & Poor’s stufte schließlich Österreichs Kreditwürdigkeit Anfang 2012 von AAA auf AA+ herab und Moody’s senkte den Ausblick auf negativ. Angesichts dieser Entwicklungen verstärken sich die Sparbemühungen des öffentlichen Haushalts in Zukunft deutlich, was eine dämpfende Wirkung auf die Konjunktur mit sich bringen dürfte. Auch die österreichische Exportwirtschaft wird durch die restriktive Wirtschaftspolitik wichtiger Handelspartner wie z.B. Italien oder Ungarn negativ betroffen sein. Laut WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) lag das BIP-Wachstum 2011 auf Basis von Jänner 2012 vorliegenden Daten in Österreich bei 3,2%. Für 2012 wird eine deutlich geringere BIP-Wachstumsrate von 0,4% erwartet.
Aufgrund der abgeschwächten Wirtschaftsdynamik ist auch mit einer Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation zu rechnen. Laut Prognosen des WIFO wird sich das Beschäftigungswachstum 2012 verlangsamen und die Arbeitslosenquote gleichzeitig auf knapp über 7% ansteigen.
Wie viele Volkswirtschaften Europas sieht sich auch Österreich zunehmend merklichen Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur gegenüber. Anders als in den Vorjahren dürfte die Anzahl der Todesfälle im Jahr 2012 erstmals die der Geburten übersteigen. Und während die Zahl derjenigen zurückgeht, die im laufenden Jahr 18 werden, steigt umgekehrt die Anzahl der Personen, die ihren 65. Geburtstag feiern. Zieht man die beiden Altersgrenzen als Indikatoren für Ein- und Austritt in das Erwerbsleben heran, ergeben sich auch in diesem Bereich Herausforderungen aus demografischer Sicht.
An der Stabilität sowohl des österreichischen als auch des internationalen Bankensystems besteht laut WIFO auch weiterhin kein Zweifel. Das Risiko eines limitierten Kreditangebotes im Zusammenhang mit der notwendigen Erfüllung der Eigenkapitalquoten seitens der Banken wird als beherrschbar eingeschätzt.
Was die österreichische Versicherungswirtschaft betrifft, geht der VVO (Versicherungsverband Österreich) für 2012 insgesamt von einem Prämienwachstum von 1,3% aus. Im Vergleich dazu fiel das Vorjahr mit einem Rückgang nach derzeitigem Stand von 1,7% aufgrund des Einbruchs beim Einmalerlagsgeschäft schlechter aus.
Das zukünftige Wachstumspotenzial in der Lebensversicherung wird von der aktuellen Unsicherheit auf den Finanzmärkten und dem generellen Trend, Erspartes zu verbrauchen, überschattet. Darüber hinaus hängt die Entwicklung der Lebensversicherung sehr stark von der Gesetzeslage ab. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wird beispielsweise in Österreich über einen Gesetzesentwurf zum Sparpaket der Regierung diskutiert, welcher ab 2012 eine Halbierung der staatlichen Förderung der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge vorsieht.
Im Bereich der Lebensversicherung erwartet der VVO für 2012 im Vorjahresvergleich einen leichten Rückgang von 0,5%. Aufgrund der oben genannten Kürzung der staatlichen Förderung im Bereich der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge geht der VVO bei den laufenden Prämien von einer Verringerung der Einnahmen im Vergleich zu 2011 von 0,6% aus. Im Einmalerlagsgeschäft, welches 2011 einen starken Rückgang verzeichnete, wird für 2012 mit einer Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau gerechnet. In der Krankenversicherung zeichnet sich für 2012 mit einem erwarteten Anstieg des Prämienaufkommens von 3,2% keine wesentliche Änderung zur Vorjahresentwicklung ab.
Im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung geht der VVO insgesamt von einem Prämienplus im Jahr 2012 von 2,5% aus (zum Vergleich: 2011: +2,9%). Für die Kfz-Haftpflichtversicherung wird nach jahrelangen Prämienrückgängen bzw. einem Nullwachstum im Jahr 2011 erstmals wieder ein leichter Prämienanstieg von 0,3% erwartet. Die Entwicklung in der Kfz-Kasko- und Kfz-Insassenversicherung wird für 2012 mit +2,5% angenommen.