MEINE VIG
Versicherung bedeutet Verantwortung. Mit unserem diesjährigen Geschäftsbericht unterstreichen wir die umfassende Verantwortung, die wir gegenüber unseren Kunden, Mitarbeitern, Partnern und Aktionären haben. Ihren Ansprüchen möglichst weitgehend zu entsprechen, ist zentrales Anliegen unserer Arbeit. Sie reichen vom Bedürfnis nach Sicherheit und möglichst sorgenfreiem Leben über einen attraktiven Arbeitsplatz bis hin zu Wertbeständigkeit und einer angemessenen Rendite. Alle sollen sich bei der VIG gut aufgehoben fühlen. Aber unser Verantwortungsgefühl geht weit über das Versichern hinaus und daher sehen wir uns auch verpflichtet, kulturelle und soziale Anliegen zu fördern.
Wir setzen auf die klare Strategie langfristigen Wachstums auf einer soliden, nachhaltigen Basis – mit Top-Qualität bei Produkten und Services, einer zielstrebigen und zugleich wohl überlegten Expansion in CEE sowie einer konservativen Veranlagungspolitik. Gerade im abgelaufenen Jahr, das große Herausforderungen für Politik und Wirtschaft – und auch für unsere Branche – gebracht hat, haben sich unsere Grundsätze bewährt: Trotz der teils sehr anspruchsvollen Rahmenbedingungen ist es der VIG gelungen, sowohl Prämienvolumen als auch Ergebnis weiter zu steigern. Davon profitieren alle aus unserem Umfeld und können aus Überzeugung und mit Stolz sagen: MEINE VIG!
Gen. Dir. Dr. Günter Geyer |
Gen. Dir.-Stv. Dr. Peter Hagen |
Interview mit Generaldirektor Dr. Geyer und
Generaldirektor-Stellvertreter Dr. Hagen
Herr Dr. Geyer, der diesjährige Geschäftsbericht trägt
den Titel „Meine VIG“ – wer trifft diese Aussage, dass
die VIG „seine“ ist?
Geyer: Das sollten eigentlich alle, die mit unserem Konzern in irgendeiner Verbindung stehen, sagen können – und das aus Überzeugung. „Meine VIG“ versteht sich also als eine Art Zielvorgabe für uns selbst und unterstreicht unsere umfassende Verantwortung. Unsere Kunden sollen „Meine VIG“ sagen können, weil sie sich gut versichert und persönlich betreut fühlen, und unsere Mitarbeiter sollen zufrieden und stolz sein, in diesem Konzern zu arbeiten. Auf unsere Partner trifft das natürlich ebenso zu, auch sie wollen wir überzeugt von unserer Verlässlichkeit sehen.
Hagen: Dasselbe gilt für unsere Investoren, die Vertrauen zu uns haben und sich in unseren strategischen Entscheidungen wiederfinden sollen. Es ist uns wichtig, dass unsere Aktionäre auch unsere Aktionäre bleiben und unseren Kurs mittragen. In diesem Sinn betont die Formulierung „Meine VIG“ auch unsere langfristige Ausrichtung – denn erst wenn man sich wirklich identifiziert, spricht man von „meine“.
Hat Ihre Performance im Jahr 2011 diese Identifikation gefördert?
Geyer: Absolut. 2011 war zwar kein leichtes Jahr, wir konnten aber sowohl im Prämienvolumen als auch im Ergebnis weiter zulegen. Dabei haben es uns die Rahmenbedingungen nicht gerade einfach gemacht. Ich meine damit vor allem die anspruchsvolle wirtschaftliche Situation, besonders im zweiten Halbjahr. In Österreich hat die gesetzliche Änderung für Einmalerläge die Lebensversicherungsbranche hart getroffen. Andererseits gab es 2011 – anders als 2010 – keine Naturkatastrophen in unserem Einzugsbereich.
Hagen: Was uns besonders freut, ist die solide Performance im Veranlagungsbereich. Hier hat sich unsere konservative Veranlagungspolitik, die schon immer zur hohen Stabilität unserer Gruppe beigetragen hat, einmal mehr bewährt. Wir haben zum Beispiel nur ein sehr geringes Staatsanleihenexposure in den PIIGS-Staaten – zum Ende des Jahres waren es nur 0,3% unseres Gesamtportfolios. Auch unsere Aktienquote ist mit rund 3% eher gering.
Wie haben sich dabei die einzelnen Märkte entwickelt?
Hier gibt es ja sicher regionale Unterschiede ...
Hagen: Insgesamt hat sich die Region CEE 2011 einmal mehr sehr positiv entwickelt – wir erwirtschaften hier mehr als 50% der Konzernprämien. Aber man kann im Zusammenhang mit CEE sicher nicht von einer homogenen Region sprechen.
Besonders gut war beispielsweise die Performance 2011 in Tschechien und Polen – hier schlägt sich die große Nähe zum Kunden über verschiedenste Vertriebswege positiv nieder. Speziell in Polen hat natürlich auch die gute Wirtschaftsentwicklung dazu beigetragen.
Geyer: Nicht ganz so zufrieden waren wir mit Kroatien, wo wir unter anderem von den Problemen in der Bankenlandschaft betroffen waren. Auch in Rumänien beeinflusst das schwierige Marktumfeld unser Gesamtergebnis in diesem Land.
»... ALLE – UNSERE KUNDEN, MITARBEITER, AKTIONÄRE UND PARTNER –
SOLLEN SICH MIT UNS IDENTIFIZIEREN KÖNNEN ...«
Im Heimmarkt Österreich war die Entwicklung etwas durchwachsen ...
Geyer: In Österreich ist die Sachversicherung 2011 gut gelaufen, und auch in der Lebensversicherung haben wir bei den laufenden Prämien zugelegt. Nur bei den Einmalerlägen mussten wir einen Rückgang um ca. ein Viertel hinnehmen, weil sich wie erwähnt die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert haben: Die steuerliche Mindestbindefrist wurde von zehn auf 15 Jahre erhöht, und das ist gerade in unsicheren Zeiten, in denen sich verständlicherweise niemand längerfristig binden möchte, kontrapro-duktiv. Man muss allerdings anmerken, dass dieser Rückgang auch deswegen so deutlich ausgefallen ist, weil wir in früheren Jahren in dieser Sparte sehr erfolgreich waren.
Und womit sind Sie am Markt so erfolgreich?
Geyer: Die wichtigsten Grundlagen sind hier sicher unsere große Nähe zum Kunden, unsere flexiblen, individuellen Angebote für jede Lebenssituation und unsere konsequente Mehrmarkenpolitik, die es uns nicht zuletzt erlaubt, verschiedene Vertriebswege zu beschreiten. Als weiteren zentralen Erfolgsfaktor sehen wir unsere Partnerschaft mit der Erste Group, die wir laufend weiter intensivieren. In allen Bereichen wird natürlich auch der Servicegedanke ganz groß geschrieben – von der Beratung bis hin zur schnellen Abwicklung im Schadenfall.
Neu ist Bosnien-Herzegowina als Ihr 25. Markt ...
Geyer: Dieses Land war noch ein weißer Punkt auf unserer Landkarte, und wir haben auch hier wieder die Gelegenheit genutzt, frühzeitig in einen Markt einzusteigen. Die neue Gesellschaft Jahorina hat ihren Sitz in der Republika Srpska, ist aber im gesamten Land tätig. Wie praktisch alle unsere Konzerngesellschaften behält sie auch ihren Namen, um weiterhin auf die Kraft ihrer angestammten Marke setzen zu können.
Hagen: Neben dem Markteinstieg in Bosnien-Herzegowina haben wir 2011 auch Zukäufe in Albanien und Polen gemacht und damit einmal mehr unterstrichen, dass CEE unser strategischer Wachstumsmarkt ist. Parallel dazu arbeiten wir laufend daran, unsere Schlagkraft in der Region zu erhöhen. Das bedeutet, dass wir immer wieder administrative Aktivitäten im Back-Office-Bereich zusammenlegen, 2011 haben wir derartige Maßnahmen zum Beispiel in Albanien oder in der Ukraine gestartet. In Polen, Bulgarien und Rumänien bereiten wir gerade Fusionen im Bereich der Nichtlebensversicherung vor und optimieren damit unsere Marktpräsenz im Hinblick auf unsere Gesamtstrategie. Das stellt aber nicht unsere erfolgreiche Mehrmarkenpolitik in Frage.
Wird es noch weitere Akquisitionen geben?
Hagen: Wenn interessante Angebote an uns herangetragen werden, prüfen wir sie natürlich. Nach unserem kräftigen Wachstum in den letzten beiden Jahrzehnten gibt es aber naturgemäß auch wettbewerbsrechtliche Schranken, weil wir mit Marktanteilen in der Größenordnung von 30% in einigen Ländern schon sehr gut positioniert sind. Daher werden wir das organische Wachstum weiter forcieren.
Die VIG widmet sich schon seit jeher sozialen Themen.
Gibt es hier neue Initiativen?
Geyer: 2011 sind hier tatsächlich zwei wichtige Impulse erfolgt: Wir haben im Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit in neun Ländern den so genannten „Social Active Day“ eingeführt. Im Rahmen dieser Aktion stellen wir jedem Mitarbeiter jährlich einen Arbeitstag oder – für Einsätze am Wochenende – einen zusätzlichen Urlaubstag für ehrenamtliche Tätigkeiten zur Verfügung. Der Social Active Day ist sehr positiv aufgenommen worden – insgesamt haben sich mehr als 2.000 Mitarbeiter engagiert. Der Bogen der Aktivitäten reichte von der Suppenausgabe für Bedürftige über die Arbeit mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen bis hin zur Befüllung von Regalen in einem Sozialmarkt. Auch das Management hat sich selbstverständlich an dieser Initiative beteiligt.
Hagen: Als zweite wichtige Maßnahme haben wir den Dr. Günter Geyer Social Active Award gestiftet. Durch diesen Preis werden jeweils drei Projekte unserer Konzerngesellschaften bzw. unserer Mitarbeiter mit insgesamt EUR 100.000 prämiert. Die erste Verleihung wird voraussichtlich im Mai 2012 stattfinden.
Das fällt ungefähr mit dem Wechsel an der Spitze der VIG zusammen ...
Geyer: Ich ziehe mich bekanntlich aus dem unmittelbar operativen Geschäft zurück und übergebe meine Agenden mit großer Freude per 1. Juni an Dr. Hagen. Ich habe ihn in den mehr als zwei Jahrzehnten, in denen er nun für unseren Konzern tätig ist, als sehr kompetenten Versicherungsfachmann und erfahrene Führungskraft kennengelernt. Auch mit dem CEE-Raum ist er unter anderem durch seine langjährige Tätigkeit als Manager in Tschechien bestens vertraut. Grundsätzliche Entscheidungen werden bei uns im Vorstand gemeinsam getroffen. Diesem gehört Dr. Hagen bereits seit 2004 an, unseren Kurs hat er damit entscheidend mitgeprägt. Ich bin überzeugt davon, dass er die VIG sehr erfolgreich leiten wird. Und ich werde mich in Zukunft neuen Aufgaben beim Hauptaktionär Wiener Städtische Wechselseitige widmen.
Hagen: Ich betrachte es als spannende Herausforderung, den Vorstandsvorsitz von Dr. Geyer zu übernehmen. Dr. Geyer steht für die erfolgreiche und prägende Expansion der VIG – unter seiner Führung haben wir die 1990 gestartete Entwicklung von einem rein österreichischen zu einem internationalen Versicherungskonzern konsequent fortgesetzt. Ich sehe ihn als Vorbild in Sachen Mut, persönlicher Risikobereitschaft, bedingungslosem Einsatz und Bodenhaftung.
Ändert sich durch den Wechsel an der Konzernspitze etwas an der Strategie?
Hagen: Nein, wir werden den Kurs der letzten Jahre sicher fortführen, er hat sich ja auch bestens bewährt. Als Versicherer bleiben wir offensiv auf den Märkten, aber konservativ in der Veranlagung. Finanzielle Stabilität wird dabei weiterhin eine der Grundfesten unseres Wachstums bleiben. Und selbstverständlich bleibt geografisch gesehen auch in Zukunft unser Fokus neben Österreich auf CEE – Mehrmarkenpolitik inklusive.
»... KONSERVATIVE VERANLAGUNGSPOLITIK HAT SICH EINMAL MEHR BEWÄHRT.«
Worin liegen im Moment die größten Herausforderungen?
Hagen: Die größte Herausforderung bleibt weiterhin das schwierige wirtschaftliche Umfeld, das sich natürlich auf die Prämienentwicklung auswirkt. Wir denken jedoch, dass wir hier mit der breiten Streuung unserer Märkte und der starken Diversifikation in unserem Geschäft ziemlich gut aufgestellt sind. Wir arbeiten aber selbstverständlich laufend an der Profitabilität. Eine spürbare Kostensenkung erwarten wir durch diverse Reorganisationsmaßnahmen wie zum Beispiel durch die Optimierung von Verwaltungsabläufen oder die Vereinheitlichung von IT-Systemen. Wir rechnen hier mit jährlichen Einsparungen von EUR 20 Mio. bis EUR 25 Mio.
Parallel dazu sind wir ständig dabei, unser Produktportfolio und unsere Services kundenorientiert und innovativ weiterzuentwickeln und zu erweitern. Zukunftsvorsorge bleibt dabei weiterhin ein wichtiger – und vielversprechender – Bestandteil, und wir sensibilisieren die Menschen für dieses Thema.
Bei den Vorbereitungen für Solvency II sind wir gut unterwegs. Wir steuern das auf Konzernebene und schaffen gruppenweite Richtlinien und Methodiken, die dann dezentral in unseren Konzerngesellschaften umgesetzt werden. Soweit ich die geplanten neuen Eigenkapitalvorschriften bisher kenne, haben wir keinen zusätzlichen Kapitalbedarf.
Und was können Anleger von der VIG erwarten?
Hagen: Natürlich können auch wir die Zukunft nicht vorhersagen. Worauf Investoren bei uns aber immer zählen können, sind Berechenbarkeit, Fairness und Transparenz. Das gilt auch in Zukunft. Wir haben eine Ausschüttungsquote von zumindest 30% des Gewinns zugesagt, und dieses Commitment bleibt selbstverständlich aufrecht. Wir werden den Gremien eine Anhebung der Dividende für 2011 vorschlagen.
Zum Abschluss noch ein Blick auf 2012 – was haben Sie sich für das neue Geschäftsjahr vorgenommen?
Hagen: Unser Ziel ist klar: Wir wollen in den Ländern, in denen wir tätig sind, stärker wachsen als der Markt. Gleichzeitig wollen wir unsere Profitabilität weiter verbessern – dabei hängen wir selbstverständlich vom allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld, insbesondere der Lage auf den Finanzmärkten, ab. Was immer wir dafür tun können, um das zu erreichen, werden wir sicher tun. Darauf können sich unsere Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre verlassen.
Danke für das Gespräch.