Vienna Insurance Group weiter auf Erfolgskurs: verstärktes Augenmerk auf Effizienz.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren!

Dr. Günter Geyer (Foto)

Zu Beginn des Jahres 2009 machte sich auf den Kapitalmärkten eine außergewöhnlich negative Stimmung betreffend die weitere wirtschaftliche Entwicklung der wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt, darunter insbesondere des CEE-Raumes, breit. Dies war sowohl in der Entwicklung der Währungen und Risikoaufschläge auf Anleihen als auch im Absinken der Aktienkurse wahrnehmbar. Daher musste auch die Aktie der Vienna Insurance Group, als ein in Zentral- und Osteuropa besonders stark engagiertes Unternehmen, im 1. Quartal 2009 einen langjährigen Tiefststand verzeichnen. Grund dafür war, dass von den Investoren nicht klar zwischen den Märkten, die ein Teil der Europäischen Union sind, und jenen Märkten, die außerhalb der EU liegen, unterschieden wurde. Jedoch macht gerade das einen großen Unterschied für uns aus, denn unsere größten Märkte sind seit längerem Teil der EU und weisen eine dementsprechend höhere Stabilität auf.

Das zeigen auch die Zuwächse in unserem Geschäft. Die Vienna Insurance Group erzielte im Jahr 2009 insgesamt einen leichten Anstieg der Versicherungsprämien um 1,5%. Zwei Faktoren übten auf dieses Ergebnis einen wesentlichen Einfluss aus: Zum einen wurde das Volumen durch die stark veränderten Währungsrelationen in den CEE-Märkten im Vergleich zu 2008 beeinträchtigt. Zum anderen hat unser Konzern vom Beitrag der Gesellschaften der s Versicherungsgruppe profitiert, die wir im Jahr 2008 erworben haben. Wie richtig dieser Schritt war, zeigt sich zum Beispiel an den Wachstumsraten der rumänischen Lebensversicherungsgesellschaft BCR, die auf lokaler Basis um rund 60% an verrechneten Prämien zulegte oder der tschechischen PČS, die – trotz schwierigem Umfeld für Einmalerläge – einen Zuwachs von über 4% verzeichnete. Die s Versicherungsgesellschaften bewiesen ihre Dynamik dadurch, dass sie in ihren Ländern stärker als der Markt wuchsen.

Die Vienna Insurance Group konnte somit im Jahr 2009 in der Lebensversicherung die verrechneten Prämien um beinahe 6% steigern, während in der Sachversicherung währungsbedingt ein knapper Rückgang von 1,7% zu verzeichnen war. Auf lokaler Basis konnten wir jedoch in den meisten Ländern ordentliche Steigerungen des Prämienvolumens erzielen – sowohl in Österreich als auch in CEE. Dies entspricht durchaus unseren Erwartungen. Unsere langjährige Erfahrung in CEE zeigt, dass auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten die Nachfrage nach Versicherungsprodukten aufgrund des Aufholungsprozesses dieser Länder eine höhere Stabilität aufweist als in Westeuropa.

Stabilität bietet die Vienna Insurance Group auch hinsichtlich des Konzernjahresergebnisses. Aufgrund außerordentlicher Ertragsanteile im vergangenen Jahr ist der Vergleich mit dem Jahr 2008 wenig aussagekräftig. Es ist naheliegend, den Gewinn vor Steuern des Jahres 2009 in der Höhe von EUR 441,25 Mio. in Bezug zum Rekordergebnis 2007 zu setzen. Den damaligen – im letzten Jahr vor der Wirtschaftskrise – erwirtschafteten Gewinn von EUR 437,30 Mio. konnten wir im vergangenen Jahr noch übertreffen und schließen damit an die erfolgreiche Ergebnisentwicklung der Vienna Insurance Group an. Wir erreichten auch im Jahr 2009 eines unserer wesentlichen Ziele: den kontinuierlichen Ausbau der Geschäftsbasis und der Profitabilität der Vienna Insurance Group ohne große Volatilitäten.

Im Rahmen unserer seit Jahren bestehenden Politik, mindestens 30% des Konzernergebnisses nach Steuern auszuschütten, plant die Vienna Insurance Group für das Jahr 2009 die Auszahlung einer Dividende von EUR 0,90 je Aktie. Unsere Aktionäre können sich somit für das abgelaufene Jahr einer Gesamtrendite auf das Investment von rund 50% erfreuen.

Ein wichtiges Element zur Erzielung des Resultates der Vienna Insurance Group war die Entscheidung, ein konzernweites Effizienzsteigerungsprogramm einzuleiten. Wir haben uns vorgenommen, bis Ende 2010 rund EUR 100 Mio. an Kosten einzusparen. Dies geschieht vor allem durch die Straffung von Abläufen und die Zentralisierung von Aufgaben der Verwaltung in unseren Konzerngesellschaften. Darüber hinaus prüfen wir trotz Beibehaltung unserer höchst erfolgreichen Mehrmarkenpolitik immer wieder die Schlagkraft einzelner Marken und ihrer Vertriebswege. In einigen Fällen haben wir daher entschieden, Unternehmen zusammenzulegen, insbesondere in Polen, der Slowakei und Kroatien. In Rumänien haben wir eine kleinere Lebensversicherung veräußert, da wir den Markt mit den großen Marken bestens abdecken können. Auf diese Weise realisierten wir bereits im Jahr 2009 ca. EUR 60 Mio. an Einsparungen.

In Zusammenhang mit der Steigerung der Effizienz möchte ich einen Schritt der Vienna Insurance Group erwähnen, der seit einiger Zeit vorbereitet wird und für die Zukunft unseres Hauses von wesentlicher Bedeutung ist. Im Zuge ihrer zielstrebigen Expansion in Österreich und CEE ist die Vienna Insurance Group in den letzten Jahren auf eine Familie von rund 50 Versicherungsgesellschaften angewachsen. Die erfolgreiche Entwicklung erfordert die Anpassung der Konzernstrukturen, vor allem bei den wesentlichen Steuerungsbereichen, wie beispielsweise Controlling, Aktuariat, Personal oder Rückversicherung.

Um diesen Herausforderungen noch besser gerecht werden zu können, sehen wir es als eine nächste logische Maßnahme, durch die Abspaltung des Versicherungsbetriebes Österreich in ein Tochterunternehmen eine börsenotierte Konzernholding-Gesellschaft einzurichten, an der die Aktionäre der bisherigen (ungespaltenen) Gesellschaft unverändert weiter ihre Anteile halten werden. Diese Konzernholding soll vorbehaltlich der Beschlussfassung durch die Hauptversammlung und der behördlichen Genehmigung den Namen Vienna Insurance Group AG Wiener Versicherung Gruppe erhalten. Die Wiener Städtische Versicherung wird als größte Einzelgesellschaft des Konzerns und führender österreichischer Versicherer weiterhin erfolgreich ihr operatives Versicherungsgeschäft in Österreich betreiben. Mit der Neuorganisation unseres Konzerns erhöhen wir die Klarheit bei den Abläufen und die operativen Konzerngesellschaften können sich damit besser auf ihre Kundenbeziehungen konzentrieren. An der Spitze unseres Konzerns haben wir bereits entscheidende Schritte für die Neuordnung getroffen und junge, in der CEE-Region erfahrene Mitglieder in den Vorstand berufen. Damit akzentuiert die Vienna Insurance Group ihr langfristig erarbeitetes, international ausgerichtetes Profil in dieser Region.

Die erfolgreiche Umsetzung der umfassenden Maßnahmen sowohl des Effizienzprogrammes als auch der neuen Konzernstruktur bedeutet eine große Herausforderung für den Konzern und seine Mitarbeiter. Ihre jüngst erzielten Erfolge verdankt die Vienna Insurance Group den Menschen, die im täglichen Umgang mit unseren Kunden oder in den unterstützenden Bereichen ihre Ziele mit Motivation verfolgen. Für unsere Kolleginnen und Kollegen bedeuteten die neuen Entwicklungen des Hauses zusätzliche Anstrengungen. Es erfüllt mich umso mehr mit Stolz, wenn ich in Gesprächen mit unseren Mitarbeitern auf einen Unternehmergeist treffe, der mich bezüglich der Erfüllung dessen, was wir uns vorgenommen haben, optimistisch stimmt.

Als Dank und als Ausdruck der Wertschätzung für diesen Einsatz haben meine Vorstandskollegen und ich beschlossen, auf die uns zustehenden variablen Gehaltsanteile für 2009, so wie schon im Vorjahr, zu verzichten. Wir sehen das als einen Ausdruck der Solidarität mit unseren Mitarbeitern bei der Bewältigung ihrer Aufgaben in besonders schwierigen Zeiten.

Danken möchte ich an dieser Stelle auch unseren Kunden und Geschäftspartnern, die uns immer wieder ihr Vertrauen schenken, und unseren Aktionären, die uns durch die Höhen und Tiefen des Kapitalmarktes begleiten.

Wenn ich in die nähere Zukunft blicke, sehe ich, dass die Krise, die sich bisher vor allem auf die Finanzmärkte auswirkte, in der Realwirtschaft angekommen ist. Nach dem zu erwartenden Auslaufen der breiten staatlichen Konjunkturprogramme ist mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen, die bei einem Teil unserer Kunden zu Unsicherheit und gebremstem Optimismus führen wird. Dennoch erkennen wir am Markt einen Bedarf an gut gestalteten Produkten, die den Menschen Absicherung bieten. Deshalb erwarten wir bei einer realistischen Einschätzung einen Anstieg der verrechneten Prämien im einstelligen Prozentbereich und rechnen mit einem Zuwachs beim Gewinn vor Steuern von rund 10%. Die Vienna Insurance Group setzt damit auch im Jahr 2010 ihren Weg des profitablen Wachstums fort.

Ihr

Unterschrift Gen. Dir. Dr. Günter Geyer (Handschrift)

Günter Geyer