Das Thema Versicherung ist in CEE eng mit dem
Namen Vienna Insurance Group verbunden.

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren!

Dr. Günter Geyer, Generaldirektor (Foto)

Dr. Günter Geyer, Generaldirektor

Um die Entwicklung der Vienna Insurance Group im abgelaufenen Geschäftsjahr zu verstehen, scheint es mir sinnvoll, einen kurzen Rückblick auf einige strategische Meilensteine in der Vergangenheit des Konzerns zu machen.

Als die Vienna Insurance Group im Jahr 1990 als erstes westliches Versicherungsunternehmen den Schritt nach CEE setzte, war dies im Einklang mit dem Unternehmergeist, der uns schon stets zuvor in Österreich bestimmte. Ich meine damit den Willen, ständig das Unternehmen auszubauen, unseren Kunden neue Dienstleistungen anzubieten und damit Marktanteile zu gewinnen. Damals hat sich uns ein großes Potenzial in einer Region eröffnet, in der bis dahin Versicherungsprodukte, wie sie in Westeuropa Standard waren, nicht bekannt waren.

Wir sind schon damals beim Eintritt in die neuen Märkte nach einem Muster vorgegangen, das sich seither bestens bewährt hat: Wir haben den ersten Schritt frühzeitig, jedoch vorsichtig, und mit geringem Kapitaleinsatz, also geringem Risiko, getan. In der Folge haben wir uns mit den Gegebenheiten des jeweiligen Landes vertraut gemacht und weiter in unsere Gesellschaften investiert, sobald wir ausreichendes Vertrauen in die Stabilität der Märkte gewonnen haben. Eine wesentliche Voraussetzung da für war auch eine starke Kundennachfrage nach unseren Dienstleistungen. Um mit diesen Kunden in Kontakt zu kommen, war es nötig, über möglichst viele Vertriebskanäle gleichzeitig zu verfügen.

Dies haben wir bei allen Maßnahmen, die der Erweiterung des Geschäftes dienen, stets zur Maxime gemacht. Gleichermaßen beim Ausbau bestehender Organisationen wie bei der Akquisition von Versicherungsgesellschaften. Wir haben in einigen Ländern die Spitzenposition unter den Versicherungen erreicht und in den anderen Märkten unsere Position gestärkt. Mit dem Erfolg, dass die Vienna Insurance Group heute derjenige Versicherungskonzern mit dem besten Zugang zu den Menschen und ihrem Bedarf an Absicherung ist. Und wir haben uns dabei stets auf unser Kerngeschäft konzentriert, in dem wir auf unsere Expertise aufbauen können: das Versicherungsgeschäft.

Kontinuierlich haben wir unser Geschäft ausgebaut und sind heute in 23 Ländern mit über 50 Gesellschaften tätig. In den letzten Jahren haben wir auf diese Weise stets zweistellige Wachstumsraten bei den Versicherungsprämien erzielt – wie kaum ein anderes Unternehmen in diesen Märkten. Wenn heute in CEE das Thema Versicherung aufkommt, fällt unweigerlich der Name Vienna Insurance Group und/oder ein Markenname unserer Gruppe.

Damit geben wir uns jedoch nicht zufrieden, denn wer Erfolge vorweisen kann, möchte diese selbst weiter ausbauen. Deshalb haben wir uns im Jahr 2008 entschlossen, nach dem Pionierschritt nach Osten einen weiteren strategischen Meilenstein in unserer Geschichte zu setzen. Im vergangenen Jahr hat sich die einmalige Chance aufgetan, von unserem bewährten Bankpartner Erste Group sämtliche Versicherungsaktivitäten zu übernehmen – die s Versicherungsgruppe. Dieses Angebot haben wir angenommen, da es uns in besonderem Maß Chancen für unsere weitere Entwicklung eröffnet.

Denn wir haben mit der s Versicherungsgruppe nicht nur Gesellschaften in Österreich und fünf CEE-Ländern erworben, die wir weiterentwickeln werden. Wir haben mit der Erste Group auch ein umfassendes Kooperationsabkommen für die nächsten 15 Jahre abgeschlossen. Dieses sieht vor, dass die Gesellschaften der Erste Group in Österreich und sieben Ländern in CEE unsere Versicherungsprodukte vertreiben – nicht nur Lebensversicherungen, sondern auch solche Sachversicherungsprodukte, die gut zu Bankkunden passen und deren Vermögenswerte absichern helfen. Die Erste Group verfügt als größte Retailbankengruppe in CEE über das enorme Potenzial von rund 16 Millionen Kunden, das sich damit auch uns eröffnet. Das werden wir nützen.

Aber unsere Vereinbarung geht weit darüber hinaus und unterscheidet sich dadurch wesentlich von den meisten Vertriebsabkommen in Europa. Denn wir haben uns verpflichtet, ebenfalls Bankprodukte der Erste Group unseren Kunden anzubieten, wie wir es teilweise schon in den letzten Jahren erfolgreich erprobt haben. Auch in der Vermögensverwaltung, wo beide Seiten von gebündeltem Know-how profitieren können, arbeiten wir mit der Erste Group zusammen.

Die Partnerschaft mit der Erste Group ist also ein weiterer, bedeutender Baustein auf unserem Weg, wie ich ihn zuvor beschrieben habe. Wir suchen ständig Wege, unser Vertriebsnetz auszubauen, um einen noch besseren Zugang zu bestehenden und neuen Kunden zu finden.

Die Vienna Insurance Group plant – wie bereits bekannt gegeben – eine enge Kooperation auf dem Gebiet der Rechtsschutzversicherung. Damit möchten wir der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den CEE-Ländern Rechnung tragen, wo wir einen zunehmenden Bedarf an diesem Produkt feststellen. Wir sind uns jedoch bewusst, dass dazu in der Vielzahl an Ländern, in denen wir tätig sind, umfangreiche Spezialkenntnisse nötig sind, um keine ungebührlichen Risken einzugehen. Deshalb haben wir mit der ARAG, einem der weltweit führenden Rechtsschutzversicherer, einen starken Partner gefunden, der genau dieses Know-how besitzt. Die Vienna Insurance Group verfügt darüber hinaus über ein schlagkräftiges Vertriebsnetz in Österreich und CEE. Es ist für uns naheliegend, diese Kräfte durch eine Bündelung zu verstärken. Deshalb möchten wir in Österreich die Rechtsschutzaktivitäten beider Unternehmen zusammenführen und von dieser gemeinsamen Basis aus Schritt für Schritt die CEE-Märkte mit unseren Dienstleistungen versorgen.

Ein wesentliches Produkt der Vorsorge ist die private Krankenversicherung, die unseren Kunden die Möglichkeit bietet, im Krankheitsfall schnellen Zugang zu bester Versorgung zu finden. In Österreich gehören wir in diesem Bereich zu den wichtigsten Anbietern. Aber auch in CEE stellen wir einen zunehmenden Wunsch wichtiger Kundenschichten fest, über das Mindestangebot des staatlichen Systems hinaus vorzusorgen. Deshalb bieten wir auch in diesen Märkten ab sofort die private Krankenversicherung an und erwarten uns in den nächsten Jahren – auch bei vorsichtiger Einschätzung – einen spürbaren Beitrag zu den Versicherungsprämien.

Mit diesen Maßnahmen können wir auch bestätigen, dass wir uns von der derzeitigen Krise nicht von unserem Weg abbringen lassen, stets weiter in die Zukunft zu blicken und frühzeitig neue Chancen zu suchen und wahrzunehmen. Dass sich diese Vorgehensweise bezahlt macht, zeigen unsere Geschäftsergebnisse für das Jahr 2008. Während viele Mitbewerber der Finanzbranche herbe Rückgänge ihrer Gewinne zu verzeichnen hatten, konnte die Vienna Insurance Group erneut ihre Prognosen halten.

So kann sich die Ergebnisentwicklung der Vienna Insurance Group auch im vergangenen Jahr sehen lassen. Wir steigerten unseren Gewinn vor Steuern von EUR 437 Mio. im Jahr 2007 auf EUR 541 Mio. im Jahr 2008, das entspricht einem Anstieg von 23,7%. Zu diesem beachtlichen Gewinn trugen vor allem auch die Gesellschaften der Vienna Insurance Group in der Tschechischen Republik mit einem Anteil in der Höhe von erstmals über EUR 100 Mio. bei. Als Grundlage für unser hervorragendes Ergebnis dient der Ausbau unseres Prämienvolumens um über 14% auf EUR 7,9 Mrd. Wachstumstreiber war wiederholt die CEE-Region, die im Vergleich zum Vorjahr mit einer Steigerung von 32,4% erstmals rund 50% der gesamten Konzernprämien erwirtschaftete. Im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung sind es bereits über 60%.

Auch wenn die Zeiten härter werden, vertrauen wir auf das Wachstumspotenzial in Zentral- und Osteuropa. Die derzeitige Wirtschaftskrise wird an dieser Region sicherlich nicht ohne Auswirkungen vorübergehen, aber wir gehen – bei aller Unsicherheit der Prognosen – weiterhin davon aus, dass das Wachstum in unseren Kernmärkten in CEE über jenem der westeuropäischen Märkte liegen wird. Wir stellen immer wieder fest, dass der Optimismus und der Wille der Menschen in CEE, nach einer langen Periode der wirtschaftlichen Regulierung die gegebenen Chancen der freien Marktwirtschaft zu nützen und sich Wohlstand zu schaffen, stark ausgeprägt ist. Das Streben nach Verbesserung der Lebensbedingungen ist die Grundlage für den weiteren Aufholprozeß der Region und einen positiven Blick in die Zukunft.

Selbstverständlich konnte sich die Vienna Insurance Group den Entwicklungen auf den Kapitalmärkten nicht entziehen und musste erhebliche Auswirkungen auf ihr Finanzergebnis verzeichnen. Wenn diese aber geringer als bei vielen anderen ausgefallen sind, ist dafür in erster Linie eine umsichtige Veranlagungspolitik verantwortlich, die wir stets bewusst verfolgt haben. Darüber hinaus machten sich auch die vorausschauenden Vorkehrungen bezahlt, die wir für den Fall getroffen hatten, dass wir – wie im Fall des Erwerbs der s Versicherungsgruppe – auch einmal Unternehmensanteile abgeben. Wir haben dabei das über Jahre erwirtschaftete Vermögen bestens gesichert, sodass es uns in der Krise voll zugute kam.

Mit ihrem Ergebnis hat sich die Vienna Insurance Group im Jahr 2008 als das erwiesen, was sie für ihre Anspruchgruppen – Kunden, Geschäftspartner, Anleger und Mitarbeiter – langfristig sein möchte: ein Hort der Stabilität auch in unsicheren Zeiten.

Dafür möchte ich mich bei unseren Kunden bedanken, die unser Angebot angenommen haben. Ich möchte auch unseren Mitarbeitern besonderen Dank dafür aussprechen, dass sie mit ihrem Einsatz unseren Erfolg ermöglicht haben. Denn in unserem Geschäft sind Menschen für ihre Mitmenschen tätig und können die gemeinsamen Ziele nur verwirklichen, indem sie im persönlichen Kontakt auf die Kunden eingehen. Und erfolgreiche, motivierte Mitarbeiter können wir mit einem sicheren Arbeitsplatz auch unter schwierigen Umständen belohnen.

Mein Dank gilt zudem den Aktionären, die unseren Weg schon langfristig begleiten bzw. die uns bei unserer Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr ihr Vertrauen geschenkt haben. Ihnen möchten wir ihren Einsatz mit einer attraktiven Dividende lohnen und damit, dass wir unser Versprechen, einen langfristigen Wertzuwachs der Vienna Insurance Group zu erzielen, einhalten.

Ihr

Unterschrift Dr. Günter Geyer, Generaldirektor (Handschrift)

Günter Geyer