Das Krisenjahr 2009 und die damit einhergehende Rezession hat vor allem in Hinblick auf den Arbeitsmarkt, die Investitionen und den Anstieg der Verschuldung in vielen Ländern Zentral- und Osteuropas tiefe Spuren hinterlassen. Mit diesen Auswirkungen werden die meisten CEE-Länder auch 2012 konfrontiert sein. Der Spielraum der Politik wird aufgrund der Budgetkonsolidierungen enger, die Arbeitslosigkeit bleibt auf einem relativ hohen Niveau. Dennoch setzt sich der Aufholprozess der CEE-Staaten zu Westeuropa nach einer zwischenzeitlichen Unterbrechung des Wachstums fort.

Die Erwartungen des wiiw (Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche) in Bezug auf das BIP-Wachstum 2012 liegen für die neuen europäischen Mitgliedsstaaten (NMS-10) bei 2,4%. Für die Europäische Union insgesamt rechnet das Institut hingegen nur mit einem Zuwachs von 0,7%. Dieser Vergleich zeigt deutlich, dass die Wirtschaftsleistung in den Staaten Zentral- und Osteuropas schneller wächst als in Westeuropa.

CEE bleibt aber auch weiterhin eine heterogene Region. Das wiiw geht beispielsweise für 2012 in Polen von einem BIP-Wachstum von 3,3% aus, währenddessen für Ungarn nur ein Wachstum von 0,3% erwartet wird.

Insgesamt steht die Region CEE 2012 vor drei wesentlichen Herausforderungen: Erstens sieht sich Zentral- und Osteuropa mit Währungsrisiken konfrontiert, da in der Vergangenheit viele Kredite in Fremdwährung aufgenommen wurden. Zweitens zeigt sich in der Region, was den Export betrifft, eine starke Abhängigkeit von Westeuropa, und drittens ist auch das Bankensystem eng mit dem restlichen Europa verwoben.

Auf die Versicherer in den EU-Mitgliedsstaaten kommt eine zusätzliche Herausforderung zu. Die Einführung von Solvency II mit der geplanten Umsetzung Anfang 2013 hat großen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit und wird möglicherweise zu einer weiteren Konsolidierungswelle unter den kleineren Versicherungsgesellschaften führen.

Von einer abgeschwächten Wirtschaftsdynamik wird in erster Linie die Nichtlebensversicherung, welche derzeit in CEE noch den deutlich größeren Anteil am Gesamtprämienvolumen hält, betroffen sein. Dennoch geht Swiss Re für Osteuropa in diesem Segment von einem soliden Wachstum von 4,3% für 2012 aus. Im Vergleich dazu wird weltweit nur mit einem Wachstum von 2,6% gerechnet.

Im Bereich der Lebensversicherung rechnet Swiss Re vor allem langfristig mit einem robusten Wachstum. Zunehmender Wohlstand der privaten Haushalte, Gesundheits- und Pensionsreformen und steigendes Bewusstsein in der Bevölkerung wird zu einer anhaltenden Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten in der Region beitragen. Generell wird für Europa in diesem Segment ein Trend dahingehend festgestellt, dass sich Konsumenten immer mehr wenig komplexe Produkte wünschen. Seitens der Versicherer wird es vermehrt zur Forcierung von Produkten mit einer Absicherungskomponente und Reduktion von reinen Sparprodukten kommen.

Insgesamt bietet die im Vergleich zu Westeuropa nach wie vor geringe Versicherungsdurchdringung in CEE großes Potenzial für organisches Wachstum. Da das wirtschaftliche Umfeld der einzelnen Länder dieser Region, wie bereits erwähnt, zum Teil große Unterschiede aufweist, wird die Verfolgung einer differenzierten Marktstrategie auch in Zukunft ein entscheidender Vorteil sein.