Im Juli 2010 wurde ein Entwurf eines neuen IFRS zu Versicherungsverträgen veröffentlicht, der den derzeitigen IFRS 4 ersetzen sollte. IFRS 4 beinhaltet die für die Bilanzierung von Versicherungsverträgen relevanten Bestimmungen der International Financial Reporting Standards (IFRS). Nach Einarbeitungen von diversen Änderungen als Ergebnis zahlreicher Sitzungen des IASB (und FASB) wird erwartet, dass ein Arbeitsentwurf zur Überprüfung oder ein erneuter Entwurf zur Veröffentlichung zwecks Stellungnahme im 2. Quartal 2012 vom IASB veröffentlicht werden wird.
Die im Entwurf des IASB enthaltenen neuen Bilanzierungsregeln für Versicherungsverträge würden zu einer wesentlich höheren und künstlich geschaffenen Volatilität der Ergebnisse in der Versicherungsbranche und damit zu beträchtlichen Herausforderungen an den Bilanzleser führen. Auf Jahre extremer Gewinne würden Jahre extremer Verluste folgen – vielleicht auch in umgekehrter Reihenfolge. Eine der wesentlichsten Funktionen der Versicherungswirtschaft ist es aber, den Versicherungsnehmern und damit der gesamten Volkswirtschaft Sicherheit und Vertrauen zu geben. Weder der Ausweis hoher Gewinne noch der Ausweis hoher Verluste ist eine vertrauensfördernde Maßnahme. Damit stünde die Bilanzierung im krassen Widerspruch zum stabilen Geschäftsmodell der Branche.
Das Modell der klassischen Altersvorsorge im Bereich der Lebens- bzw. Pflegevorsorge ist traditionell mit einer Garantieverzinsung verbunden. In der Versicherungsbranche ist es gelungen, auch unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen während der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise, diese Garantieverzinsung zu verdienen. Durch die Schaffung von künstlichen Volatilitäten wäre die stabile Geschäftsentwicklung der Branche gefährdet und mit ihr wesentliche Produkte der Altersvorsorge.
Es muss ferner erwartet werden, dass die Einführung dieses Standards für die Versicherungswirtschaft mit einem erheblichen zusätzlichen Umstellungsaufwand verbunden sein wird.
Die neuen Bilanzierungsregelungen werden, nach erheblicher Kritik der Versicherungswirtschaft, mit dem IASB intensiv diskutiert und voraussichtlich nicht vor 2015 in Kraft treten. Der Vorstand der Vienna Insurance Group verfolgt diese Entwicklungen und wird nach Veröffentlichung des endgültigen Standards zeitgerecht mit den Vorbereitungen für dessen Umsetzung beginnen.